- Eduard
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Eduard,England (angelsächsische Zeit):1)Eduard der Ältere, König von Wessex (seit 899), ✝ Farndon on Dee 17. 7. 924, ältester Sohn und Nachfolger Alfreds des Großen; eroberte ab 909, zunächst mit seiner Schwester Aethelflaed, die dänisch besetzten Gebiete zwischen Themse und Humber und sicherte sie durch Befestigungen. Nach dem Tod Aethelflaeds (918) kontrollierte er auch Mercia; 920 unterwarf er die Herrscher von Nordbritannien, dessen Besitz jedoch unsicher blieb. Die Einheit Englands vollendete erst sein Sohn Aethelstan.2) Eduard der Bekenner, englisch Edward the Confessor ['edwəd ȓə kən'fesə], König von England (seit 1042), * Islip (bei Oxford) um 1005, ✝ Westminster (heute zu London) 5. 1. 1066, Sohn Aethelreds II.; letzter angelsächsischer Herrscher aus dem westsächsischen Königshaus (Wessex), floh nach dem Tod seines Vaters (1016) vor dem dänischen Eroberer Knut des Großen nach Flandern, dann in die Normandie, wo er auch nach der Heirat seiner Mutter Emma (✝ 1052) mit Knut (1017) blieb. 1041 wurde er von seinem Stiefbruder Harthaknut nach England geholt und 1042, obwohl landfremd, dessen Nachfolger. Politisch stand er in starker Abhängigkeit von den großen Earls, die Knut in England eingesetzt hatte. Ungeklärt bleibt nach wie vor, ob Eduard auf dem Sterbebett Earl Harold (1066 Harold II.) zum Erben und Nachfolger bestimmte oder ihm nur bis zur Ankunft Herzog Wilhelms von der Normandie (Wilhelm I., der Eroberer), den er bereits 1051 zum Nachfolger designiert hatte, das Königreich treuhänderisch anvertraute. Zehn Monate nach Eduards Tod wurde die Nachfolgefrage in der Schlacht von Hastings zugunsten des Normannen entschieden. - Großzügiger Förderer der Westminster Abbey, deren ersten Steinbau er errichten ließ und wo er auch begraben ist; von hier aus wurde im 12. Jahrhundert sein Kult verbreitet. - Heiliger (Tag: 13. 10.).F. Barlow: Edward the Confessor (London 1970);E. John: Edward the Confessor and the Norman succession, in: English Historical Review, Jg. 94 (ebd. 1979).England/Großbritannien:3) Eduard I., König (seit 1272), * Westminster (heute zu London) 17./18. 6. 1239, ✝ Burgh by Sands (bei Carlisle) 7. 7. 1307, Vater von 4), Sohn Heinrichs III. aus dem Haus Plantagenet; erhielt von diesem 1254 u. a. die südfranzösischen Besitzungen, um die er dann lange gegen die französische Krone Krieg führte. Beim Friedensschluss von 1303 bewirkte er die Verbindung seines Sohnes Eduard II. mit Isabella, Tochter Philipps IV. von Frankreich, die die englischen Ansprüche auf den französischen Thron begründete (Hundertjähriger Krieg). In England beendete Eduard durch den Sieg von Evesham am Avon (1265) den Aufstand der Barone. Er veröffentlichte eine Reihe von Rechtsstatuten (»Justinian Englands«) und förderte die Entwicklung des Parlaments. 1282 eroberte er Wales und vorübergehend auch Schottland. Gegen Ende seiner Regierungszeit mehrten sich die Probleme (Opposition des Klerus und des Adels gegen die Finanzpolitik, wachsende Verschuldung), die Eduard in den Jahren 1297 und 1300 zu verfassungsrechtlichen Zugeständnissen (u. a. Pflicht des Königs, bei Besteuerungsmaßnahmen grundsätzlich die Zustimmung der Betroffenen einzuholen) nötigten. 1301 führte er den Titel »Prince of Wales« für den Thronfolger ein.F. Trautz: Die Könige von England u. das Reich 1272-1377 (1961);M. C. Prestwich: War, politics and finance under Edward I (Totowa, N. J., 1972);4) Eduard II., König (seit 1307), * Caernarvon 25. 4. 1284, ✝ (ermordet) Berkeley Castle (bei Gloucester) 21. 9. 1327, Sohn von 3), Vater von 5); ein unfähiger Herrscher, dessen Günstlingswirtschaft und außenpolitischen Misserfolge (Bannockburn) zum Niedergang des Königtums führten. Gemeinsam mit ihrem Liebhaber R. Mortimer stürzte ihn seine Frau Isabella von Frankreich (20. 1. 1327.5) Eduard III., König (seit 1327), * Windsor 13. 11. 1312, ✝ Sheen Palace (heute Richmond upon Thames, London) 21. 6. 1377, Sohn von 4); folgte seinem abgesetzten Vater als König, beseitigte 1330 durch die Verbannung seiner Mutter und die Hinrichtung ihres Liebhabers R. Mortimer deren Einfluss auf die Regierung. Die Auseinandersetzungen um die Rechtsstellung Eduards als Herzog von Aquitanien sowie die politische Unterstützung Schottlands durch die französische Krone führten 1337 zum Ausbruch des Hundertjährigen Krieges mit Frankreich, wobei Eduard seine Position durch den Anspruch auf den französischen Thron (Eduard 3) zu festigen suchte. Militärisch errang Eduard in der Folgezeit beeindruckende Erfolge: 1340 besiegte er die französische Flotte bei Sluys, 1346 das französische Ritterheer bei Crécy (Crécy-en-Ponthieu); 1347 fiel Calais in englische Hand. 1356 wurde das französische Heer bei Maupertuis (Poitiers) erneut geschlagen; der französische König geriet in englische Gefangenschaft. Die Gewinne des Friedens von Brétigny (1360) konnte Eduard jedoch nicht realisieren; seit 1369 eroberten die Franzosen einen Großteil der abgetretenen Gebiete wieder zurück. Im Innern gelang es Eduard, Krone, Adel und Parlament zu versöhnen; erst als der vorzeitig altersschwach gewordene König die Staatsgeschäfte Günstlingen überließ, regte sich Widerstand, der im »Good Parliament« (1376) zur Anklage mehrerer Günstlinge durch die Commons (die v. a. über die hohen Kriegslasten erbittert waren) und damit zur Ausbildung des Impeachmentverfahrens (Impeachment) führte.Literarische Behandlung:Von den Taten und Abenteuern des schon zu Lebzeiten in Gedichten gefeierten Königs ist besonders die Geschichte seiner Liebe zu der Gräfin von Salisbury (später Frau seines Sohnes Eduard, des »Schwarzen Prinzen«) mit unterschiedlichen Lösungen in Novelle (M. Bandello, 1554), Drama (»The raigne of King Edward the Third«, anonym, 1596; P. Calderón de la Barca »Amor, honor y poder«, 1623) und Roman (A. Dumas der Ältere, »La comtesse de Salisbury«, 1839) behandelt worden.Literatur: Eduard 3).6) Eduard IV., König (seit 1461), * Rouen 28. 4. 1442, ✝ Westminster (heute zu London) 9. 4. 1483, als Sohn Herzog Richards von York Urenkel von 5); wurde 1461 gegen Heinrich VI. zum König ausgerufen und konnte sich in den Schlachten von Hexham (1464) und Tewkesbury (1471) endgültig gegen das Haus Lancaster durchsetzen (Rosenkriege); Heinrich VI. wurde auf seinen Befehl hin ermordet. Nach einem fehlgeschlagenen Angriff auf Frankreich schloss Eduard mit dem französischen König Ludwig XI. einen für ihn selbst finanziell vorteilhaften Vertrag (1475). Eduards zielbewusste Handels- und Finanzpolitik führte zu einer Konsolidierung der wirtschaftlichen Basis des Königtums.C. D. Ross: Edward IV (London 1974).7) Eduard V., König (seit 9. 4. 1483), * Westminster (heute zu London) 2. (?) 11. 1470, ✝ London nach Anfang August 1483, Sohn von 6); von seinem Onkel Richard, Herzog von Gloucester (seit 1483 Richard III.) für unehelich erklärt und mit seinem Bruder Richard (* 17. 8. 1472) im Tower gefangen gesetzt, wo beide Prinzen wahrscheinlich auf Befehl oder zumindest mit Wissen Richards III. ermordet wurden.C. D. Ross: Richard III (London 1981).8) Eduard VI., König (seit 1547), * Hampton Court (heute zu London) 12. 10. 1537, ✝ Greenwich (heute zu London) 6. 7. 1553, Sohn Heinrichs VIII. und der Jane Seymour; für ihn regierte sein Onkel Edward Seymour, Earl of Hertfort (Herzog von Somerset), der 1552 von John Dudley, Herzog von Northumberland, gestürzt wurde. Dieser rang dem schwer kranken König ein Testament zugunsten seiner protestantischen Schwiegertochter Lady Jane Grey ab. Das wichtigste Ereignis der Regierungszeit Eduards war 1549 die gesetzliche Verankerung der Reformation durch die erste Uniformitätsakte, durch die das Common Prayer Book verbindlich gemacht wurde. Mit Eduard erlosch das Haus Tudor im Mannesstamm.W. K. Jordan: Edward VI, 2 Bde. (London 1968-70).9) Eduard VII., König von Großbritannien und Irland, Kaiser von Indien (seit 1901), * London 9. 11. 1841, ✝ ebenda 6. 5. 1910, ältester Sohn von Königin Viktoria und Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg-Gotha; heiratete 1863 die dänische Prinzessin Alexandra. Von seiner Mutter vom politischen Leben fern gehalten, verfügte er bei der Thronbesteigung nur über wenig Voraussetzungen, um politischen Einfluss zu nehmen. Er unterstützte die Annäherung an Frankreich.S. Lee: E. VII., 2 Bde. (a. d. Engl., 1928);P. M. Magnus: King Edward VII (Neuausg. Harmondsworth 1975).10) Eduard VIII., König von Großbritannien und Nordirland (1936), * White Lodge (heute zu London) 23. 6. 1894, ✝ Paris 28. 5. 1972; bestieg am 20. 1. 1936 den Thron, dankte jedoch am 11. 12. 1936 wieder ab, da sich besonders die britische Regierung und die anglikanische Kirche gegen seine Absicht wandten, die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson (* 1896, ✝ 1986) zu heiraten. Seitdem lebte Eduard als Herzog von Windsor im Ausland (meist in Paris).A King's story (1951).11) Eduard, portugiesisch Duạrte, König (seit 1433), * Viseu 31. 10. 1391, ✝ Tomar 13. 9. 1438, Sohn Johanns I.; im Gegensatz zum Vater und zum Bruder Heinrich dem Seefahrer der Typ des Gelehrten (zahlreiche Abhandlungen und Entwürfe zu naturkundlichen, religiösen u. a. Themen); setzte widerstrebend die mit der Eroberung von Ceuta (1415) begonnene Afrikapolitik fort, die 1437 mit der Gefangennahme des portugiesischen Heeres vor Tanger einen schweren Rückschlag erlitt. Zur Auslösung des Heeres musste Eduard seinen Bruder Ferdinand als Pfand zurücklassen, der 1443 in arabischer Gefangenschaft starb (Ferdinand, F. der Standhafte). Eduard versuchte vergeblich, die portugiesischen Juden durch Christianisierung zu integrieren. Sein »Mentalgesetz« (»Lei mental«) von 1434, das Kronlehen für unteilbar und unveräußerlich erklärte, war bis 1832 in Kraft.IIEduard,englisch Edward ['edwəd], Prince of Wales, * Woodstock (bei Oxford) 15. 6. 1330, ✝ Westminster (heute zu London) 8. 6. 1376, ältester Sohn Eduards III. von England; nach seiner Rüstung der »Schwarze Prinz« (englisch »the Black Prince«) genannt; galt den Zeitgenossen und der Nachwelt als Verkörperung des ruhmreichen Ritters, der in den Schlachten und Feldzügen des Hundertjährigen Krieges vielfach seine militärische Begabung unter Beweis stellte. 1362 erhielt er Aquitanien als fast unabhängiges Fürstentum, musste aber 1371 krank nach England zurückkehren.R. W. Barber: Edward, Prince of Wales and Aquitaine (London 1978).
Universal-Lexikon. 2012.